06 – Dölle


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Create Date 13. July 2017
Last Updated 13. July 2017
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Der hier beschriebene Dauerflächenversuch wurde 1968, auf Initiative von Heinz Ellenberg, auf einem ehemaligen Acker im Neuen Botanischen Garten der Universität Göttingen (Deutschland) eingerichtet. Die ungestörte Vegetationsentwicklung (progressive Sekundärsukzession) wurde auf vier Versuchsstreifen untersucht, die sich in ihrer Behandlung zu Beginn des Experiments unterscheiden. Sie wurden entweder hitzesterilisiert oder einer Herbizidbehandlung unterzogen (Eliminierung von Vegetation und Bodensamenbank) oder nur gepflügt (Bodensamenbank ungestört) und anschließend sich selbst überlassen. Vegetationsaufnahmen (Artlisten mit Deckungsgradschätzung) liegen kontinuierlich seit Beginn des Experiments vor. Eine intensive Gehölzinventur wurde 20 und 36 Jahre nach Brachfallen durchgeführt. Wesentliches Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Beschreibung der Entwicklung von Pflanzenartendiversität und der Dynamik sogenannter Zielarten des Naturschutzes (wie z.B. Rote-Liste-Arten und typische Offenlandarten) sowie der Vegetationsstruktur während des Beobachtungszeitraums. Auf allen Teilflächen hat die ungestörte Sekundärsukzession zu einem grundlegenden Wandel des Vegetationsbildes geführt: ein ehemals hochgradig durch die landwirtschaftliche Nutzung beeinflusstes System entwickelte sich in Richtung eines durch Naturnähe gekennzeichneten Waldökosystems. Anstelle der zu Beginn vorherrschenden Ackerunkrautgesellschaften, dominiert durch einjährige Pflanzenarten, findet man heute eine artenreiche Pionierwaldsituation vor, unabhängig davon ob zu Beginn die Bodensamenbank vorhanden war oder nicht (Fig. 1). Die dominanten Arten der Baumschicht sind Salix caprea, Fraxinus excelsior und Betula pendula (Fig. 2), sie bilden ein geschlossenes Kronendach und erreichen H#öhen von bis zu 22 m. Die Pionierarten S. caprea und B. pendula sind aus der Verjüngung verschwunden, F. excelsior ist in der Kraut- und Strauchschicht die dominierende Baumart. Die Gesamtartenzahl zeigt eine deutliche Abnahme im Verlauf des Untersuchungszeitraums (Fig. 3). Typische Offenlandarten sind weitestgehend von den Flächen verschwunden, typische Arten der Krautschicht geschlossener Wälder wanderten dagegen nur sehr langsam ein (Fig. 4). Die beschriebenen Flächen haben sich innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes zu artenreichen Pionierwaldsituationen entwickelt. Daher ist eine aktive Aufforstung auf vergleichbaren Flächen nicht zwingend notwendig. Wenn wesentliche Ziele der Waldvermehrung der Natur- und Landschaftsschutz sind, dann ist ungestörte Sekundärsukzession die einzig sinnvolle Alternative. Sukzession ist kostengünstig und naturnah, ihr sollte mehr Aufmerksamkeit in der Praxis der Waldbegründung auf ehemaligen Ackerflächen geschenkt werden.

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