04 – Huber


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Create Date 3. July 2016
Last Updated 27. July 2016
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Die prognostizierten Veränderungen durch den Klimawandel und ihre Geschwindigkeit lassen Zweifel aufkommen, dass die Wälder sich durch natürliche Prozesse wie Genfluss, Migration und Selektion daran anpassen können. Auch die in Mitteleuropa ökologisch und öko - nomisch wichtige Rotbuche wird von dieser Entwicklung betroffen sein. Für den Waldbau in Mitteleuropa stellt sich deshalb die Frage, ob das phänotypische Anpassungspotential heimischer Buchen ausreicht, um Stabilität und Ertrag der Bestände zu gewährleisten, oder ob der Mensch unterstützend eingreifen soll. Dies wurde in der vorliegenden Studie für die Buche in einem reziproken Transferversuch für vier Herkünfte aus Bayern geprüft. Durch den Anbau unter wärmeren und trockeneren Bedingungen in Bulgarien wurde die erwartete Klimaänderung quasi „vorweggenehmen“ und geprüft, ob sich die Herkünfte an die neuen Bedingungen anpassen können. Gleichzeitig wurden drei Herkünfte aus Bulgarien in den Versuch miteinbezogen, zum einen als Referenz, zum anderen zur Überprüfung ihrer Anpassungsfähigkeit an mitteleuropäische Bedingungen. Die gezielte Verbringung von forstlichem Vermehrungsgut (assisted migration), besonders von an Hitze- und Trockenheit angepassten Herkünfte vom südlichen Rand der natürlichen Verbreitung wird auch als Möglichkeit der Anpassung im Klimawandel diskutiert. Diese Studie zeigt, dass es signifikante Unterschiede zwischen den Herkünften gibt und diese auch teilweise auf lokale Anpassung an die klimatischen Gegebenheiten im jeweiligen Ursprungsgebiet zurückzuführen sind. So keimten z.B. die Herkünfte aus Bulgarien in Bulgarien besser als die aus Bayern, was auf eine Anpassung an den Baumschulstandort schließen lässt. Auch in der Blattphänologie konnte eine solche Anpassung beobachtet werden. Die Herkünfte aus Bulgarien trieben in der Regel früher aus, als die aus Bayern, um so günstige Frühjahrsbedingungen besser nutzen zu können. Eine komplexere Situation zeigte sich beim Höhenwachstum. Herkünfte aus Bayern wuchsen in Bulgarien besser als die heimischen, während am Baumschulstandort in Deutschland keine klaren Unterschiede zwischen den Herkunftsregionen zu erkennen waren. Mögliche Erklärungen hierfür könnten eine höhere Auslese bei der Keimung bzw. ein trade-off zwischen Dürreresistenz und hohen Wachstumsraten unter günstigen Bedingungen bieten. Das gute Höhenwachstum der Herkünfte aus Bayern in Berkovitza, aber auch die Unterschiede in der Dauer des Höhenwachstums zwischen den Baumschulstandorten über alle Herkünfte deutet auf eine hohe phänotypische Plastizität im Höhenwachstumsverlauf der Buche hin.
Zumindest in der Anzuchtphase unter relativ opti - malen Bedingungen können die Herkünfte aus Bayern am wärmeren Standort in Bulgarien mit den dort heimischen Herkünften mithalten. Ob sich das auch für spätere Phasen im Bestand/ auf der Versuchsfläche, wo es auch zu Wasserknappheit kommen kann, bestätigt, wird in einer weiteren Studie geklärt.

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