01 – Kohnle


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Create Date 3. July 2016
Last Updated 27. July 2016
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Für die Extraktion umweltbedingter Zuwachstrends aus Daten langfristiger Versuchsflächen wurden vor kurzem zwei neue Methoden entwickelt. Verwendet werden dabei entweder Jahrringserien von Probebäumen (jährlich aufgelöste Messdaten, Durchmesserzuwachstrends auf Baumebene; YUE et al., 2011) bzw. Mess - reihen periodischer Wiederholungsaufnahmen (mehrjährige Messintervalle, Grundflächenzuwachstrends ganzer Bestände; YUE et al., 2012). Am Beispiel von Fichte, Tanne, Douglasie und Buche zeigt sich exemplarisch, dass beide Methoden im Ergebnis zu weitgehend übereinstimmenden Trendverläufen führen. Dies eröffnet die Möglichkeit, die aus langfristigen waldwachstumskundlichen Versuchen vorliegende umfangreiche Datenbasis periodischer Wiederholungsaufnahmen für Zwecke der Zuwachstrendanalyse zu nutzen.
Insgesamt ergibt sich auf dieser Datenbasis für Südwestdeutschland bei den untersuchten Baumarten Fichte, Tanne, Douglasie, Kiefer, Buche und Eiche folgende Entwicklung: ab Mitte des 20. Jahrhunderts setzten steigende Zuwachstrends ein, die bis in die 1990er Jahre anhielten. Bei Tanne findet sich in dieser Phase in den 1970er und 1980er Jahren eine charakteristische, vorübergehende Zuwachsdepression. In den 1990er Jahren erfolgte bei allen Baumarten eine Wende zu sinkenden Zuwachstrends. Auffällig war dabei, dass grundsätzliche Trendänderungen nicht im Zusammenhang mit klima - tischen Extremjahren wie z.B. den Trockenjahren 1976 oder 2003 zu stehen scheinen. Eine Differenzierung der Versuchsorte nach ihrer Zugehörigkeit zu Wärmestufen (planar – hochmontan) deutet einen gewissen Zu - sammenhang zwischen Klimacharakteristika im natürlichen Verbreitungsschwerpunkt der Baumarten und den aktuellen Entwicklungstendenzen der Zuwachstrends an. Bei Baumarten mit natürlichem Schwerpunkt in vergleichsweise kühleren Klimata (Nadelbäume: Fichte, Kiefer; Laubbäume: Buche) liegen die aktuellen Zuwachstrends in kühleren Wärmestufen Baden-Württembergs über denen vergleichsweise wärmerer Stufen, während es sich bei Eiche umgekehrt verhält. Die Tanne nimmt eine Zwischenstellung ein; die Trendverläufe unterscheiden sich hier kaum zwischen verschiedenen Wärmestufen.
Vergleiche mit der Entwicklung von Temperatur und Niederschlag legen den Schluss nahe, dass erst die Einbeziehung der Wechselwirkung dieser beiden Faktoren auf die Wasserversorgung einen maßgeblichen Erklärungsbeitrag für die beobachtete Entwicklung der Zuwachstrends aus diesen klimatischen Zuwachsfaktoren liefert. Darüber hinaus legt die im Vergleich zur räumlich deutlich stärker ausgeprägten zeitlichen Variabilität der Zuwachstrends nahe, dass dem Aspekt der zeitlichen Variabilität in kausalanalytischen Unter - suchungen und bei der Entwicklung umweltsensitiver Wachstumsmodelle angemessen Rechnung zu tragen ist.

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