Die slawonische Stieleiche wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts mit Beginn des Samentransportes über weite Strecken im Zuge des Schienennetzausbaus nach Deutschland eingeführt. Der Ursprung des genetischen Materials liegt vermutlich in den Save-Niederungsgebieten im Osten des heutigen Kroatiens. Sie zeichnet sich im Vergleich zur einheimischen Stieleiche besonders durch ihren späten Blattaustrieb sowie ihre Geradschaftigkeit und stärkere Wuchsleistung aus. Obwohl die slawonische Stieleiche aufgrund ihrer aus ertragskundlicher Sicht sehr guten Eigenschaften in der Forstwirtschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt, befassten sich in jüngster Vergangenheit erst wenige Studien mit der genetischen Variation und/oder Merkmalsvariation dieser Art. Das Ziel dieses Übersichtsartikels ist eine umfassende Betrachtung der slawonischen Stieleichen als alternative Baumart für den Waldumbau im Hinblick auf die potenzielle Anpassungsfähigkeit an den prognostizierten Klimawandel. Die aktuell für die Forstwirtschaft relevantesten Erkenntnisse zur slawonischen Stieleiche sollen zusammenfassend dargestellt werden, um eine Grundlage für zukünftigen Forschungsarbeiten zu bieten. Im Rahmen eines Herkunftsversuches aus 22 österreichischen und kroatischen Stieleichenpopulationen ließen sich signifikante Unterschiede in der Über - lebensrate sowie Höhenwachstum als Zeichen lokaler Anpassung an den Wasserhaushalt ableiten. Die höchsten Überlebensraten wiesen Populationen aus trockenen Lebensräumen Kroatiens auf.
Zudem konnten aus Untersuchungen zu genetischer Variation sowie räumlich genetischer Strukturen bei slawonischen Stieleichen zeitlich unterschiedliche Knospenaustriebe zwischen den Stieleichen-Varietäten festgestellt und eine Korrelation zwischen dem Austriebszeitpunkt und der genetischen Variation im Chloroplastengenom nachgewiesen werden. Anhand der räumlichen Variation genetischer Strukturen der Stiel - eiche konnten mithilfe molekulargenetischer Marker Herkünfte der slawonischen Stieleiche eindeutig iden - tifiziert werden. Zudem können QTL-Kartierungen genutzt werden, um die genetischen Grundlagen der Differenzierung zwischen den Taxa (Q. robur subsp. robur und Q. robur subsp. slavonica) zu klären. In zukünftigen Untersuchungen werden wir mit Hilfe der genomweiten genetischen Kartierung und Assoziationsanalysen in Herkunftsversuchen die genetische Basis der Wuchsleistung und Stammqualität der slawonischen Stieleiche in Deutschland sowie die mögliche Über - tragung wünschenswerter Merkmale durch die Hybridisierung mit der einheimischen Stieleiche untersuchen.