Die weißbeerige Mistel (Viscum album L.) spielt mit ihrer im Zuge des Klimawandels stärker werdenden Ausbreitung an Weißtanne (Abies alba Mill.) und Waldkiefer (Pinus sylvestris L.) eine immer wichtigere Rolle in den Wäldern Bayerns, da mit ihrem Befall Zuwachseinbußen und steigende Mortalitätsraten der Bäume zu verzeichnen sind.
Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen von Tannen- (Viscum album spp. abietis (WIESB.) JANCH.) und Kiefernmistel (Viscum album spp. austriacum, (WIESB.) Vollm.) auf ihre Wirte herauszuarbeiten. Dabei sollten zum einen beide Mistelunterarten direkt miteinander verglichen werden und zum anderen der Einfluss des Mistelbefalls auf die Nadelspiegelwerte und die morphologischen Größen (100-Nadelgewicht, Nadellänge und Trieblänge) von Tanne und Kiefer beschrieben werden. Dazu wurden pro Baumart drei Standorte mit unterschiedlicher Basenausstattung ausgewählt und an je 5 Bäumen Äste mit Mistelbefall sowie Äste ohne Mistelbefall als Referenz beprobt. Die gewonnenen Äste wurden nach Nadeljahrgängen und die Misteln nach ihren Kompartimenten (Blätter und Triebjahrgänge) getrennt analysiert. Neben morphologischen Größen wurden auch die Nährelementgehalte von den Nadeln der Wirte und den Mistelkompartimenten bestimmt.
Die Misteln zeigen über die Standorte hinweg kein einheitliches Nährelementniveau, vielmehr passt sich die Mistel in ihrer Nährstoffversorgung den Gegebenheiten ihres Wirtes und damit der Standorte an. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die Mistel keine ausgeprägten regulatorischen Fähigkeiten besitzt, um ihren Nährstoffhaushalt von dem des Wirtes zu entkoppeln. Es zeigen sich deutliche Unterschiede in den Nähr - elementgehalten von Mistelblättern und Misteltrieben sowie eine Abnahme der Nährelementgehalte mit Zunahme des Triebalters. Die Werte geben außerdem wider, dass die beiden Mistelunterarten getrennt betrachtet werden sollten, da diese sich teilweise in ihren Morphologien unterscheiden sowie zum Teil erheblich unterschiedliche Nährelementgehalte aufweisen.
Während mit zunehmender Mistelbiomasse bei der Kiefer keine signifikanten Auswirkungen auf die jenseits des Mistelbefalls liegenden Nadeln festgestellt werden konnten, reagiert die Tanne deutlich sensibler. Hier bewirkt die Mistel mit zunehmendem Alter und damit zunehmender Größe eine signifikante Reduktion der Trieblängen und der P-, S-, K- und Zn-Gehalte der Nadeln. Damit stellt der Nährstoffentzug durch die Mistel, zumindest bei der Weißtanne, neben dem erhöhten Trockenstress durch ihren Wasserverbrauch, einen zusätzlichen Risikofaktor dar.