02 – Musshoff


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Create Date 9. May 2017
Last Updated 9. May 2017
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Vielfach ist zu beobachten, dass sich Entscheider nicht so schnell an sich verändernde Rahmenbedingungen anpassen, wie vordergründig zu erwarten wäre. Dies gilt insbesondere auch in Bezug auf die Umstellung bislang für die klassische Agrarproduktion genutzter Flächen auf Kurzumtriebsplantagen, die in den letzten Jahren aus ökonomischer Sicht an Attraktivität gewonnen hat und trotzdem nur sehr vereinzelt vorgenommen wird. Dafür werden bereits unterschiedliche Erklärungsansätze angeführt. Einen vergleichsweise neuen Erklärungsansatz stellt der Realoptionsansatz dar. Er verknüpft Unsicherheit hinsichtlich der Investitionsrückflüsse, versunkene Kosten und zeitliche Flexibilität bzgl. der Investitionsdurchführung in einem geschlossenen dynamisch-stochastischen Modell. Quintessenz des Realoptionsansatzes ist die Aussage, dass die Auslöseschwellen für Investitionen im Vergleich zum einfachen Kapitalwertkriterium nach oben verschoben sind, wenn es zu intertemporalen Opportunitätskosten kommt. In diesem Beitrag wird ein Realoptionsbewertungsmodell entwickelt, das die Bestimmung von Investitions- bzw. Umstellungsschwellen unter realistischen Planannahmen erlaubt. Unter Verwendung dieses Modells wird berechnet, wann Landwirte auf einem schwachen und trockenheitsgefährdeten Standort von einer bislang durch Stilllegung genutzten Fläche auf Kurzumtriebsplantagen umstellen sollten. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Landwirte erst dann umstellen sollten, wenn der Barwert der Investitionsrückflüsse die Investitionskosten deutlich übertrifft. Konkret sollten risikoneutrale Entscheider am betrachteten Standort erst dann von Stilllegung auf Kurzumtriebsplantagen umstellen, wenn der Barwert der Einzahlungen dem 1,57-fachen des Barwertes der Auszahlungen entspricht. Für risikoaverse Entscheider gelten höhere Umstellungsschwellen als für risikoneutrale Entscheider. Die Ergebnisse bestätigen damit die empirisch vielfach zu beobachtende Umstellungszurückhaltung der Landwirte auf Kurzumtriebsplantagen. Außerdem zeigen die Modellrechnungen, dass die Ergebnisse von Optionsbewertungsmodellen in außerordentlich starkem Maße von der Art des zugrundegelegten stochastischen Prozesses abhängig sind.

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