In den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen (NRW), Thüringen (TH) und Mecklenburg-Vorpommern (MV) wurden Alteichensolitäre untersucht, die zum Teil vor der französischen Revolution aufwuchsen. Unter der Annahme einer regelmäßig begrenzten Verfrachtung von Saat- oder Pflanzgut standen damit auch Informationen zur Genetik der Eiche für Gebiete zur Verfügung, die bereits seit mehreren Jahrhunderten entwaldet sind. Die Untersuchungen an artdifferenzierenden Kern-Genmarkern und an Chloroplasten (cpDNA)-Genmarkern bestätigten grundsätzlich die Analysen vorhergehender Untersuchungen. Darüber hinaus zeigten sie, dass die genetischen Strukturen der cpDNA in den einzelnen Bundesländern stark differenziert sind (Abb. 2). So schwankt die Diversität der Haplotypen in den Ländern zwischen 1,6 in NRW und 3,5 in TH (Tab. 4). Die Differenzierung zwischen den Bundesländern bewegt sich zwischen 19% und 39% (Tab. 5). Obwohl in den drei Ländern jeweils Haplotypen aller drei Refugien auftreten, kann von einer Homogenisierung der genetischen Strukturen keinesfalls gesprochen werden. Die stark unterschiedliche Prägung der Bundesländer gibt Anlass zu der Vermutung, dass von Natur aus in den einzelnen Ländern auch unterschiedlich diverses Anpassungs - potential vorliegt. Analysen an artdifferenzierenden Kerngenmarkern zeigten, dass etwa 91% der untersuchten Eichensolitäre Stieleichen waren. In den einzelnen Ländern wurden signifikante räumlich/genetische Strukturen beobachtet. Besonders deutlich traten diese in TH auf (Abb. 3c). Hier markiert der Thüringer-Wald eine Grenze der Ausbreitung von Haplotypen aus dem Südosten Europas. Vergleiche zwischen Uralt-Eichen (>450) und Alteichen (<450) zeigten kaum Unterschiede in der Artzusammensetzung. Im Vergleich zu Eichen in der freien Landschaft zeigten Eichen bei oder in der Nähe von Dörfern, Burgen etc. in NRW eine deutliche Erhöhung der Vielfalt unterschiedlicher Haplotypen (Abb. 7). Dieses Ergebnis kann als Hinweis auf anthropogene Einflussnahme gewertet werden. Insgesamt zeigen die Analysen zum Ursprung der Alteichen erhebliche Unterschiede zwischen den drei Bundesländern. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und im Hinblick auf überregionale Konzepte zur Sicherung des zukünftigen Anpassungspotentials der Eiche in Deutschland sollte dieser Aspekt Beachtung finden. Zumindest müssten Überlegungen zur Anreicherung des Genpools der Eiche in Deutschland durch die Einfuhr von Eichenprovenienzen aus Süd- oder Südosteuropa regional differenziert erfolgen. Untersuchungen an potentiell anpassungsrelevanten Kerngenmarkern könnten Unterschiede im Anpassungspotential zwischen den Regionen zeigen. Darüber hinaus sollte untersucht werden, ob die Alteichen besondere adaptiv relevante genetische Variation besitzen und ob diese als Genressource genutzt werden kann.