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- Erstellungsdatum 18. März 2022
- Zuletzt aktualisiert 18. März 2022
Nach heutigem Wissensstand sind Stammrisse an Koniferen vermutlich auf extreme Trockenheit im Verlauf der Vegetationszeit zurückzuführen und werden daher auch als Trockenrisse bezeichnet. Den Rissschäden kommt dabei eine beträchtliche waldbauliche Bedeutung zu, da die Risse häufig im wertvollen, unteren Stammdrittel auftreten (Abb. 1) und dort zu erheblichen Holzentwertungen führen. Größere Stammrissschäden an Fichte wurden bisher meist in jüngeren Beständen und auf sehr wüchsigen Standorten beobachtet. Noch unzureichend ist der Wissensstand, inwieweit die waldbauliche Behandlung in rissgefährdeten Fichtenbeständen das Schadausmaß beeinflusst. In der hier vorgestellten Fallstudie wurden daher die Auswirkungen der Standortsgüte sowie verschiedener Einzelbaumparameter, die der waldbaulichen Steuerung unterliegen, auf das Auftreten von Stammrissschäden in jüngeren Fichtenbeständen untersucht. Dabei wurde auch überprüft, ob eine starke Z-Baum-Förderung zu einer unerwünschten Konzentration der Rissschäden auf die Zuwachsträger führt. Die Datenerhebungen fanden in 3 jungen, unterschiedlich durchforsteten Fichtenbeständen statt (Tab. 1, 2). Die Rissschäden waren in allen Beständen hauptsächlich auf das Trockenjahr 2003 zurückzuführen. Es wurden der Risstyp, Anzahl und Länge der Risse, das Schadprozent sowie Einzelbaum - variablen (z.B. Höhe, BHD) und die Standortsgüte (dGz100) erfasst. Mithilfe von logistischen Regressionsmodellen wurde der Einfluss der erfassten Variablen auf die Ausbildung von Schaftrissen analysiert und Eintrittswahrscheinlichkeiten für die Rissbildung in Abhängigkeit signifikanter Prädiktorvariablen berechnet (Abb. 4). Die Gesamtschadprozente (alle Risstypen) waren mit 56 bis 66% bemerkenswert hoch (Tab. 3). Typische Längsrisse > 50 cm wurden an 8–12% der Bäume gemessen (Abb. 2). Sowohl der h/d-Wert als auch der dGz100 zeigten einen hohen Erklärungswert für das Auftreten von Längsrissen > 50 cm (Tab. 4). Im Gegensatz zu den Ergebnissen bisheriger Untersuchungen konnte beobachtet werden, dass mit zunehmender Standorts - bonität der Einfluss des h/d-Wertes auf die Risswahrscheinlichkeit exponentiell ansteigt. Dennoch waren in der vorliegenden Untersuchung Z-Bäume nicht stärker von Schaftrissen betroffen als Bäume des Restbestandes (Abb. 3). Dieser scheinbare Widerspruch kann dadurch erklärt werden, dass die (endgültige) Z-Baumauswahl erst nach dem Trockenjahr 2003 stattfand. Die Ergebnisse zeigen, dass das Rissrisiko in einem gewissen Rahmen waldbaulich gesteuert werden kann. Demnach sollten in rissgefährdeten Beständen Eingriffe in ihrer Stärke so gewählt werden, dass die h/d-Werte der Wertträger nicht unter 70 fallen. Eine Erhöhung des h/d-Verhältnisses bis zum kritischen Wert von 80 würde das Risiko für typische Schaftrisse auf zuwachsstarken Standorten zwar erheblich reduzieren, kann aber nicht grundsätzlich empfohlen werden, da der damit verbundene Verlust an Einzelbaumstabilität vor allem zu einem erhöhten Schneebruchrisiko führen würde. Die größte Unwägbarkeit für das Management von riss - gefährdeten Fichtenbeständen liegt allerdings in der Zufälligkeit des Auftretens von extremen Trockenstressereignissen während der besonders sensiblen Bestandesphase im Alter von 15 bis 40 Jahren. Fallen mehrere extreme Trockenheitsereignisse in diesen Zeitraum, ist mit deutlich höheren Schadprozenten zu rechnen als in dieser Studie beobachtet. Die erfolgreiche Anwendung Z-Baum orientierter Durchforstungsmodelle dürfte bei höheren Schadprozenten vermutlich nicht mehr möglich sein. Aufgrund des Klimawandels ist zukünftig von einer Häufung von extremen Trockenjahren und damit einer Zunahme der Schaftrissschäden auszugehen. Mittel- bis langfristig sollten daher auf besonders riss - gefährdeten Standorten vom Anbau von fichten - dominierten Beständen abgesehen werden und über stand ortangepasste Baumartenwahl stabile und klimatolerantere Mischbestände begründet werden.