Winterstürme haben aufgrund ihrer großräumigen Ausdehnung und der Eigenschaften ihrer bodennahen Strömungsfelder in den vergangenen Jahrzehnten die größten Schadholzmengen in den europäischen Wäldern verursacht. Das Gefährdungspotenzial der Wälder durch Winterstürme ist verbunden mit dem Auftreten von extremen Böengeschwindigkeitswerten. Deshalb wurde auf der Grundlage von Langzeitmessungen (1981–2018) der Böengeschwindigkeit ein räumlich hochaufgelöster (25 m×25 m) Wintersturmatlas für Deutschland (GeWiSA) erstellt. Der Atlas bildet die raumzeitliche Ausprägung der maximalen Böengeschwindigkeit von 98 schadenverursachenden Winterstürmen seit dem Jahr 1981 ab. Die Erstellung des Atlas erfolgte in einem zweistufigen Verfahren. Im ersten Schritt wurde der Median der Böengeschwindigkeit aller untersuchten Winterstürme flächendeckend simuliert. Dafür wurden Eigenschaf ten der Orographie und der Oberflächenrauigkeit als Prädiktorvariablen verwendet. Im zweiten Schritt wurde für alle Winterstürme ein Sturmfeldfaktor berechnet, der die individuelle räumliche Sturmcharakteristik abbildet. Dabei wurde festgestellt, dass der Orkan Lothar (26. Dezember 1999) mit einem Sturmfeldfaktor von größer 2.0 der extremste Wintersturm war. In der Gesamtschau macht GeWiSA deutlich, dass im Unter - suchungszeitraum kein typischer, wiederkehrender Wintersturm auftrat. Alle in die Analyse einbezogenen Wintersturmereignisse haben eine ihnen eigene Charakteristik, wodurch sich die allgemeine Abschätzung der Sturmgefährdung von Wäldern nicht auf einzelne Stürme zurückführen lässt. Der probabilistische Modellierungsansatz, der für die Erstellung von GeWiSA gewählt wurde, ermöglicht die Ergänzung der einzelfallbasierten Analyse von Wintersturmereignissen durch ereignisunabhängige Informationen über die Sturmgefährdung von Wäldern, was letztlich zu einem besseren Management von Wäldern hinsichtlich von Naturgefahren führen kann. Die probabilistische Struktur von GeWiSA ermöglicht außerdem die Entwicklung von Wintersturmszenarien unter dem Einfluss des derzeit ablaufenden Klimawandels.