Bei der aktuell geführten Diskussion über ein Verbot von bleihaltiger Munition ist man auf der Suche nach Alternativmaterialien. Alternativgeschosse bestehen derzeit überwiegend aus Kupfer, Kupferlegierungen oder Zinn in Mantelgeschossen. Neben den chemischen Eigenschaften (SCHWARZ et al., 2015 und FÄTH und GÖTTLEIN, 2015) müssen jedoch auch die physikalischen Eigenschaften untersucht werden. Diesbezüglich wurde in der vorliegenden Arbeit eine vergleichende Bewertung der Kraftverläufe zur Überwindung des Ein- bzw. Durchpresswiderstandes von 20 konventionellen und 21 alternativen Geschossen in bzw. durch das Feld-Zug- Profil im Kaliber .30-06 Springfield (SPRG) standardisierter Prüflaufabschnitte getestet. In Abhängigkeit von Kernmaterial und möglichen Kombinationen aus Mantel und Oberflächenmodifikationen ergaben sich deutliche Unterschiede im Durchpressverhalten. In der Regel besaßen Mantelgeschosse mit Blei- oder Zinnkern eine ausgeprägte Kraftspitze beim Einpressen in das Feld- Zug-Profil des Laufes mit anschließend deutlichem Kraftabfall. Kupferlegierte Geschosse zeigten hingegen sehr heterogene Kraftverläufe. Oftmals stiegen die Kräfte enorm an und wurden über lange Distanzen im Lauf gehalten. Oberflächenmodifikationen führten bezüglich des Ein- und Durchpresswiderstandes bei allen Geschosstypen zu einer Reduktion. Konstruktive Veränderungen, wie z.B. Änderung von Führungslänge, Geschossdurchmesser oder Mantelhärte, können sich positiv auf die Kraftentwicklung auswirken. Neben all diesen Aspekten müssen für eine umfassende Bewertung aber immer auch noch Präzision und Wirkungsweise des Geschosses berücksichtigt werden.