Obwohl die Roteiche die flächenmäßig bedeutendste nichtheimische Laubbaumart in Deutschland ist, befassten sich – selbst auf europäischer Ebene – in der Vergangenheit nur wenige Studien mit der genetischen Variation oder Herkunft dieser eingeführten Art. Doch die Roteiche kann, als Trupp oder einzelbaumweise, in Mischbeständen zur Stabilität beitragen und die Massenleistung steigern. Das Ziel dieser Arbeit ist eine zusammenfassende Betrachtung der vorhandenen Arbeiten zur Herkunft und genetischen Vielfalt deutscher bzw. europäischer Roteichenpopulationen im Vergleich zu Populationen aus dem natürlichen Verbreitungsgebiet. Sie soll relevante Erkenntnisse zusammenfassen und eine Grundlage für zukünftige Untersuchungen zu dieser Baumart bieten.
Gemessen an ihrer ökonomischen Relevanz wurden nur wenig Studien zur genetischen Variation der Rot - eiche in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet durch - geführt. Verschiedene Studien hatten aufgrund des Mangels an geographischen Barrieren und voneinander isolierten glazialen Refugien bislang Schwierigkeiten genaue nacheiszeitliche Rückwanderungsrouten zu identifizieren.
Die Gründe für die allgemein sehr geringe genetische Differenzierung und vergleichsweise hohe genetische Variation europäischer Bestände an Markern aus dem Kerngenom liegen möglicherweise darin, dass eine mehrfache Einführung und Durchmischung von Saatgut einer genetischen Verarmung in eingeführten Beständen entgegengewirkt hat. Die höhere genetische Variation in Beständen im Südwesten Deutschlands weist darauf hin, dass diese mit Material aus dem historisch deutschen Anbaugebiet (u.a. aus Beständen im Elsass-Lothringen) begründet worden sein könnten, während weitere deutsche Bestände auf Material aus anderen Quellen zurückgehen. Übereinstimmende Ergebnisse weisen darauf hin, dass eingeführte Bestände aus dem Norden des natürlichen Verbreitungsgebiets stammen.