Normative forstökonomische Entscheidungsmodelle beschäftigen sich mit der Frage, wie aus der Menge möglicher Handlungen die beste Entscheidung getroffen werden kann. Bei Entscheidungen über Kapitalverwendungen erfüllt der (Grenz-)Zins hierbei die Funktion eines Lenkpreises, mit dessen Hilfe der Bewirtschafter über Erntemaßnahmen auf Baum- oder Bestandesebene entscheidet. Berücksichtigt man in solchen Entscheidungsmodellen spezielle Restriktionen, wie die Nachhaltigkeit der Kapitalerhaltung, wird der Grenzzins als Entscheidungskriterium nicht mehr exogen vorgegeben, sondern ergibt sich endogen aus der betrieblichen Ausstattung und den Zielen des Entscheidungsträgers. Er ist also nicht Eingangsgröße, sondern Ergebnis von Entscheidungsprozessen innerhalb der natural vorgegebenen Grenzen des dynamischen Ökosystems Wald. Im Rahmen dieses Beitrags wird anhand empirischer Daten gezeigt, wie der endogene Grenzzins, der sich in dem tatsächlichen forstlichen Entscheidungsverhalten manifestiert, mit Hilfe diskreter Entscheidungsmodelle bestimmt werden kann. Anhand der Daten der Bundeswaldinventuren 1 und 2 wird der Grenzzins für die verschiedenen Eigentumsarten geschätzt, der den Ernteentscheidungen über einen Zeitraum von fünfzehn Jahren durchschnittlich zugrunde lag.