Aufgrund der zu befürchtenden abnehmenden Eignung der heutigen Hauptbaumarten unter Klimawandel in Baden-Württemberg (Abbildung 1) kommt der Suche nach Alternativbaumarten eine dringliche Rolle zu. Bei der Identifizierung der am besten geeigneten Alternativbaumarten wurde die multikriterielle Analyse angewendet, um aus der Vielzahl der zu berücksichtigenden Kriterien systematisch eine Eignungsrangliste zu berechnen. Für 25 heimische Nebenbaumarten, europäische und außereuropäische Baumarten (Tabelle 1) wurden Informationen zu jeweils 35 klimawandelrelevanten Kriterien (Tabelle 2) aus der Literatur zusammengestellt. Im Zuge der Textauswertung (Abbildung 2) wurden je Kriterium und Baumart gute (1) bis schlechte (5) Bewertungen (Tabelle 3) ermittelt und zunächst zu Mittelwerten für die fünf sogenannten Zielsysteme Anbau, Ertrag, Holzverwendung, Ökosystemleistungen und Risiken zusammengefasst. Mithilfe von Annahmen bezüglich möglicher Präferenzen von Entscheidungstragenden (Tabelle 4) wurden diese fünf Teilergebnisse je Baumart anschließend in Szenarien entweder gleich oder unterschiedlich gewichtet um einen Gesamteignungswert zu berechnen. Im Ergebnis tat sich der Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera) als außerordentlich aussichtsreiche Alternativbaumart knapp vor Edelkastanie (Castanea sativa), Baumhasel (Corylus colurna), Sandbirke (Betula pendula) und Hainbuche (Carpinus betulus) hervor (Tabelle 6). Immer noch mit guter Gesamteignung aber deutlich nachrangig und erst bei Priorisierung der Ertragsaspekte rangierten die Japanische Lärche (Larix kaempferi), die Schwarzkiefer (Pinus nigra) und die Robinie (Robinia pseudoacacia). Die Elsbeere (Sorbus torminalis) erhielt eine diesen Arten vergleichbare Platzierung, sofern der Vermeidung von Risiken eine Priorität beigemessen werden soll. Das vorgestellte Verfahren hilft zwar dabei, eine große Anzahl von Arten systematisch, transparent und flexibel in eine Eignungsreihenfolge zu bringen. Da die Grund - lage hierfür allerdings lediglich eine Literaturanalyse ist, müssen vor dem Aussprechen von Anbauempfehlungen noch weitere Arbeiten erfolgen. Zunächst müssen die Steckbriefe noch um einige Arten ergänzt werden, um einen vollständigeren Vergleich zu ermöglichen. Anschließend ist die vorgestellte Artenliste mithilfe von Artverbreitungsmodellen auf großräumige Klimaeignung hin zu prüfen. Und schließlich sollten mit einigen der am besten geeigneten Baumarten im Rahmen von Anbautests in besonders betroffenen Standortsbereichen Erfahrungen gesammelt werden, bevor großflächige Waldumbauten angegangen werden.