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- Erstellungsdatum 19. Juli 2024
- Zuletzt aktualisiert 19. Juli 2024
Ziel dieses Beitrages ist es, die Bedeutung des Zins - fußes für Modelle der forstlichen Planung im Lichte der Investitionstheorie zu analysieren, einzuordnen und exemplarisch anhand von Rechenbeispielen zu erläutern.
In einem ersten Schritt wird für das Modell des vollkommenen Kapitalmarktes, dessen Gegebenheit bei Investitionsrechnungen i.d.R. als Prämisse unterstellt wird, dargestellt, dass dort der exogen vorgegebene Kalkulationszins die Funktion eines Lenkpreises für den knappen Faktor Kapital erfüllt. Anschließend wird herausgearbeitet, dass Modelle der nachhaltigen forstlichen Nutzungsplanung, die bspw. die Erhaltung der Substanz (Wertnachhaltigkeit des Holzvorrates) fordern, als Problem eines „unvollkommenen Kapitalmarktes“ charakterisiert werden können, mit der Folge, dass es dort ex-ante keinen entscheidungserheblichen Zins mehr gibt, sondern dass sich vielmehr erst durch die Lösung des Totalmodells ein „endogener Grenzzinssatz“ ergibt. Der Zinssatz ist unter dieser Modell-Bedingung des unvollkommenen Kapitalmarktes also nicht mehr Eingangsgröße, sondern Ergebnis der Investitionsrechnung. In einem zweiten Schritt wird die forstliche Ernteentscheidung, also die Frage, ob ein Waldbestand aus ökonomischen Gründen geerntet oder erhalten werden soll, in das in der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre etablierte methodische Konzept der Bestimmung der ökonomisch optimalen Nutzungsdauer bzw. des optimalen Ersatzzeitpunktes eingeordnet. Darauf aufbauend wird die Bedeutung des sog. Pressler’schen Weiserprozents erläutert. Beim Hinausschieben der Nutzung eines Bestandes bringt es den „internen Grenzzinsatz“ der „Grenzinvestition“ und bei vorzeitiger Ernte spiegelbildlich den „internen Grenzzinssatz“ einer „Grenzfinanzierung“ zum Ausdruck. Diese Interpretation greift auf, dass im Rahmen der nachhaltigen Forstwirtschaft die Waldbestände i.d.R. nicht nur die wichtigsten Investitionsobjekte sondern auch Finanzierungsquellen sind.
In Nachgang dazu wird anhand von Modellrechnungen gezeigt, dass unter der Annahme eines vollkommenen Kapitalmarktes ein Forstbetrieb (wenn der Kalkulationszins höher ist als die Grenzverzinsung des letzten Bestandes) zu einer Finanzierungsquelle werden kann, was mit einer Minderung der betrieblichen Substanz (Abbau des Holzvorrates) und des forstbetrieblichen Erfolges einhergeht. Das Vorliegen einer Nachhaltigkeitsrestriktion gibt die Prämisse des „vollkommenen Kapitalmarktes“ auf. Entscheidungserheblich ist nun nicht mehr der Kalkulationszins (die Verzinsung der Anlagealternative außerhalb des Forstbetriebes), vielmehr ist unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsrestriktion nun zwischen innerbetrieblich möglichen Handlungsalternativen abzuwägen. Das sog. Pressler’sche Weiserprozent erweist sich in diesem Zusammenhang als situativ geeignetes Rangordnungskriterium.
Mit Hilfe des hier vorgestellten Modells von zwei Betriebsklassen kann gezeigt werden, dass es ökonomisch vorteilhaft ist, Bestände auf weniger produktiven Standorten in einem höheren Alter zu ernten als auf wüchsigen. Im Optimum sind die internen Grenzzinssätze der Investitions- und Finanzierungsentscheidungen gleich. Nur so lange wie die Grenzzinssätze zwischen verschiedenen Handlungsalternativen ungleich sind, lohnt der Austausch. Es ist interessant, dass sich in dieses ökonomische Konzept das waldbauliche Konzept der Zieldurchmesserernte schlüssig einordnen lässt.