02 – Schulze


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Create Date 16. January 2018
Last Updated 16. January 2018
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Wälder bedecken rund 31% der Landoberfläche Europas (ohne die Länder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS)). Mit Ausnahme einiger streng geschützter oder unzugänglicher Flächen werden all diese Wälder vom Menschen genutzt. Der Einfluss unterschiedlicher waldbaulicher Behandlungen auf die Stammholzproduktion und die in der Bestandesbiomasse gespeicherte Kohlenstoffmenge ist umfassend untersucht worden. Daten zum Einfluss der forstlichen Bewirtschaftung, insbesondere moderater waldbaulicher Verfahren der Laubholzbewirtschaftung, auf Kohlenstoffvorräte im Mineralboden hingegen sind rar.

Eine Fallstudie in unterschiedlich bewirtschafteten Rotbuchenwäldern (Fagus sylvatica) in Deutschland ergab, dass die sukzessive Entnahme von Bäumen im Schirmschlagbetrieb und im Plenterwaldbetrieb die Kohlenstoff-Vorräte in der Bestandesbiomasse gegenüber einem unbewirtschafteten, naturnahen Wald um rund 30% reduziert. Die Bestandesbiomasse der gleichaltrigen Bestände des Schirmschlagbetriebes folgte zudem einer Maximumkurve in Abhängigkeit vom Bestandesalter (Maximum im Bestandesalter von rund 100 Jahren: 230 tC ha–1). Die Ende September (vor dem herbstlichen Laubfall) in der Blattstreu gespeicherte Menge an Kohlenstoff (0,8-2,8 tC ha–1) wurde vor allem durch den Laubfall des Vorjahres und die Bestandesgrundfläche beeinflusst (R2 = 0.67). Nachdem die Effekte der Variabilität von Tongehalt und C:N-Verhältniss auf die Kohlenstoffvorräte im mineralischen Oberboden (0–15 cm Bodentiefe, Boden0–15-C) mittels statistischer Analyse eliminiert worden waren, ergab sich keine Korrelation zwischen Boden0–15C und dem Bestandesalter. Die mittleren Boden0–15-C-Vorräte der Untersuchungsstandorte bzw. der waldbaulichen Behandlungen (40-48 tC ha–1) unterschieden sich nicht signifikant voneinander. Dies weist darauf hin, dass die Effekte moderater Störungen durch den Schirmschlagbetrieb und den Plenterwaldbetrieb auf die Boden0–15-C-Vorräte gering sind im Vergleich zu der hohen kleinräumigen Variabilität des Bodens, den günstigen Wuchsverhältnissen im Hainich-Dün Gebiet, welche einen raschen Bestandesschluss nach der Baumernte ermöglichen, und möglichen Langzeiteffekten historischer Waldnutzung. Es zeigte sich jedoch ein Trend zu geringeren mittleren Boden0–15-C-Vorräten in den bewirtschafteten Standorten im Vergleich zu dem unbewirtschafteten Standort (42 tC ha–1 im Vergleich zu 48 tC ha–1). Dieser Trend könnte auf kumulative Effekte seit der Aufgabe der Holznutzung in dem unbewirtschafteten Wald vor etwa 35 Jahren hinweisen.

Der Einfluss der untersuchten, moderaten waldbaulichen Verfahren auf den Kohlenstoffhaushalt von Rotbuchenwälder war geringer als der Einfluss, der von Kahlschlägen in temperaten Wäldern berichtet wurde. Eine große Herausforderung zukünftiger Forschung ist die Quantifizierung von Langzeiteffekten historischer Waldnutzung auf die derzeitigen Bodenkohlenstoffvorräte und die Trennung dieser Effekte von denen der derzeitigen Bewirtschaftung. Eine unabdingbare Voraussetzung für derartige wissenschaftliche Untersuchungen ist die Einrichtung repräsentativer Dauerversuchsflächen in bewirtschafteten und unbewirtschafteten Wäldern.

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