J. D. Sauerländer's Verlag: Die Verlagsgeschichte

Zur Geschichte des J.D. Sauerländer's Verlag 1613/1816

Der Buchdrucker und Verleger Caspar Rötel gründete 1613 in Frankfurt am Main das Druckhaus Rötel, welches als Stammsitz des Verlages bezeichnet wurde. Über ihn selbst, seine Familie und seine Arbeit wie auch über die Tätigkeiten seiner Nachkommen sind bis ins 19. Jahrhundert leider kaum noch Zeugnisse erhalten.
Bewerkenswert an der Geschichte der Firma war, dass die Leitung des Betriebes nur selten vom Vater auf den Sohn überging, sondern meist auf Töchter und Schwiegersöhne. So auch bei Anna Margarete Rötel, die Tochter des Gründers, die 1654 Balthasar Christoph Wust heiratete, welcher den Betrieb weiterführte und sich als Bibeldrucker in ganz Deutschland einen Namen machte. Der Sohn des Paares, Christoph Wust, gab den Betrieb schließlich 1721 an seine Tochter, Christine Margarethe und deren Mann, Friedrich Waldow, weiter. Und wieder war es eine Tochter, deren kluge Heiratspolitik die Traditionsdruckerei für die nächste Generation sicherte. Maria Susanne vermählt sich 1747 mit dem Buchdrucker Johann David Scheper und sorgte so für den Fortbestand des Familienbetriebes. Auch in der nächsten Generation ging das Erbe und somit die Leitung der Firma an die Tochter, Christine Sophie Scheper, weiter, welche, seit 1771 verheiratet mit Johann Christian Sauerländer, noch bis 1819 der Druckerei vorstand.
Der jüngste Sohn der beiden, Johann David Sauerländer, war es nun, der nach einer Ausbildung zum Buchhändler und einigen Lehrjahren in der Schweiz (erst Basel, dann Aarau) und Heidelberg, nach seiner Rückkehr die elterliche Druckerei übernahm und am 1. Juni 1816 den J.D. Sauerländer‘s Verlag gründete, welcher bis heute unter diesem Namen fortgeführt wird.
Über sein Wirken blieb eine Vielzahl an Dokumenten wie Briefe und Verlagsverträge erhalten, welche die folgende Verlagsgeschichte erhellen und belegen. Die erste Publikation des jungen Verlags war eine sprachphilosophische Arbeit des Philologen J.G. Breidenstein. Gleichzeitig erfolgte die Herausgabe einer Zeitschrift namens "Staatsrisetto", welche nach In-Kraft-Treten der Karlsbader Beschlüsse als "zu liberal gesonnen" aufgegeben werden musste.
Der Verlag beschritt für die damalige Zeit neue Wege, da er bekannte Autoren wie Washington Irving und James Fenimore Cooper als "wohlfeile Taschenbuchausgaben" ins Programm aufnahm. Dazu gehörten auch Werke von Victor Hugo, in der Übersetzung von Georg Büchner und anderen, wie auch die neugegründete Zeitschrift "Phönix, Frühlingszeitschrift für Deutschland", in der erstmals "Dantons Tod" von Georg Büchner veröffentlicht wurde. Nach seinem frühen Tod gab sein Bruder das Werk "Leonce und Lena"zur Herausgabe an den J.D. Sauerländer‘s Verlag.

Den sich langsam entfaltenden Naturwissenschaften trug der Verlag Rechnung, als 1832 das erste Heft der ALLGEMEINEN FORST- und JAGDZEITUNG bei J.D. Sauerländer gedruckt wurde. Zuvor hatte das Blatt noch einen eher literarisch-forstlichen Charakter, die Thematik änderte sich aber unter der Regie des neuen Herausgebers zu ernsthaften forstwissenschaftlichen Themen hin. Das Prinzip, dass "nicht der Rang des Autors entscheiden dürfe, sondern dass stets Argument und Gegenargument geprüft werden sollen" sorgte mehr als 175 Jahre für den Bestand der Allgemeinen Forst- und Jagdzeitung, welche die älteste forstwissenschaftliche Zeitschrift der Welt ist.

Bis heute bewährt sich die enge Zusammenarbeit mit den beiden größten Forstwissenschaftlichen Fakultäten, die der Universitäten Freiburg und und die der Universität Göttingen, an denen auch die jeweiligen Herausgeber, welche die Leitung der Zeitschrift innehaben, lehren und forschen.
Das international große Renommee der Zeitschrift spiegelt sich außer in ihrer weltweiten Verbreitung auch in ihrer Aufnahme in den Science Citation Index (SCI) of Institute for Scientific Information wider.

Ein paar Jahre später, 1841, wird eine zweite Säule der Verlagsgeschichte gegründet, das fortan ohne Unterbrechung im J.D. Sauerländer‘s Verlag erscheinende RHEINISCHE MUSEUM FÜR PHILOLOGIE, dessen Artikel sich bis heute mit dem griechisch-römischen Altertum befassen. Der selbst gewählte Anspruch zeigt sich schon im Namen, denn das Museum soll "die Schätze der Vergangenheit (..) für unsere Gegenwart und darüber hinaus bergen und lebendig halten". Gegründet wurde die Zeitschrift von Bonner Philologen, und bis in die Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts waren die Herausgeber stets an der Universität Bonn tätige Professoren, dann ging die Heraus-geberschaft über Saarbrücken nach Köln über, es blieb also "Rheinisch".
Auch hier hat sich die enge Anbindung an die wissenschaftlich tätigen Herausgeber als lohnend erwiesen, denn vom Gründungsjahr an bis heute war und ist es möglich, Philologen aus aller Welt eine international renommierte Plattform zum Austausch von Forschungsberichten zu bieten, was sich in der Gewichtung der Abonnenten aus dem Ausland widerspiegelt, ihr Anteil liegt bei mehr als 70 % der Gesamtzahl.

Es war stets ein verlegerisches Anliegen von Johann David Sauerländer, eine Verknüpfung zur aktuellen Tagespolitik herzustellen, weshalb er sich um den Druckauftrag für der Berichte der ersten deutschen Nationalversammlung, die 1848 in der Frankfurter Paulskirche tagte, bemühte. Sie erschienen bei ihm unter dem Titel "Stenographische Berichte über die Verhandlungen der konstituierenden deutschen Nationalversammlung" in steter Folge bis 1849, als die Versammlung zwangsweise aufgelöst wurde. Von diesem Zeitpunkt an verzichtete der Verleger wohl auch etwas desillusioniert auf weitere Veröffentlichungen politischer Schriften. Er wandte sich der reinen Unterhaltungsliteratur zu und veröffentlichte mit großem Erfolg die Werke von Friedrich Rückert und W. O. von Horn, wie auch ein Jahrbuch mit dem Titel "Die Spinnstube" sowie die erste Gesamtausgabe in neun Bänden der Werke Clemens Brentanos.
Als Illustratoren konnten so bekannte Maler wie Hermann Kaulbach und Ludwig Richter gewonnen werden, deren Originalzeichnungen teilweise heute noch erhalten und in Verlagsbesitz sind.
Als sein Sohn, Heinrich Remigius Sauerländer, 1864 den Verlag übernahm, widmete er sich ganz der Verlagsarbeit,verkaufte die Druckerei und siedelte in die Finkenhofstraße 21 in Frankfurt um, wo der Verlag auch heute noch anzutreffen ist.
Neben belletristischen Werken und den fortlaufenden Heften der beiden gut eingeführten Zeitschriften veröffentliche H.R. Sauerländer auch zunehmend religiöse Werke wie Predigten und Gedichtsammlungen für die protestantische Gemeinde, sowie später auch die Werke so bekannter Autoren Prediger A. Hungari und auch ein römisches Messbuch. wie der katholische

Als er den Verlag 1893 an seinen Sohn, Robert David Sauerländer, übergab, folgte dieser dem sich entwickelnden Trend und begann die Spezialisierung des Verlags auf die Kerngebiete Handels-wissenschaft, Volkswirtschaft, Forstwissenschaft und Philologie. Erschwert wurde seine Arbeit durch die Krisenzeiten des ersten Weltkriegs und die darauf folgende Inflation, doch der Verlag konnte sein Bestehen sichern. Diesmal gab es weder Sohn noch Tochter, weshalb der Verlag 1936 von dem inzwischen 70jährigen R.D. Sauerländer samt Domizil an den schon seit vierzehn Jahren im Betrieb angestellten Verlagsbuchhändler, Albrecht Gruber, verkauft wurde.
Die schon von seinem Vorgänger eingeleitete Spezialisierung des Verlagsprogrammes wurde unter dessen Leitung weitergeführt und breiter ausgebaut. \Da A. Gruber am 1.09.1939 zum Wehrdienst eingezogen wurde, ging die Leitung des Verlags bis zu seiner Rückkehr 1946, an seine Frau, Hedwig Aulbach-Gruber, über. Bis fast Ende 1944 gelang es ihr, das weitere Erscheinen der Periodika zu sichern, dann brachte der Mangel an Autoren, Artikeln wie auch auf Papier, Druckmaschinen und Hilfskräften die Verlagsarbeit zum Erliegen.

Und wieder gelang es, wie Phönix aus der Asche, nach einem beschwerlichen Neuanfang 1946, die brachliegende Verlagsarbeit wieder aufzunehmen, neue Kontakte zu knüpfen und schon nach relativ kurzer Zeit die beiden Zeitschriften wieder aufzubauen und ihr Erscheinen kontinuierlich fortzuführen, wie auch zunehmend neue forstwissenschaftliche Publikationen herauszugeben.
Mit der Zeitschrift SILVAE GENETICA wurde 1951 ein neues "Kind" des Verlags aus der Taufe gehoben. Die Forstgenetik gewann zunehmend an Gewicht, und dank des Leiters des Instituts für Forstgenetik und Forstpflanzenzüchtung der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft, Herrn Prof. Langner, wurde der Plan eine eigene Fachzeitschrift zu gründen, enthusiastisch in die Tat umgesetzt und dem J.D. Sauerländer‘s Verlag übergeben, der sich im Bereich Forstwissenschaft einen Namen erarbeitet hat.Unterstützt wurde und wird diese vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sowie von weltweit forschenden und schreibenden Wissenschaftlern. Gelesen wird die Zeitschrift auf der ganzen Welt, Abonnenten gibt es von Addis Ababa in Äthiopien bis Tacuarembo, Uruguay.

Im gleichen Jahr, nämlich 1951, wurde in Zusammenarbeit mit der Forstlichen Fakultät Göttingen und der Niedersächsischen Forstlichen Versuchsanstalt die SCHRIFTENREIHE DER FORSTLICHEN FAKULTÄT DER UNIVERSITÄT GÖTTINGEN gegründet. Mit ihr wurde eine Plattform zur Veröffentlichung größerer wissenschaftlicher Arbeiten geschaffen, die in einer Fachzeitschrift nur im Kurzreferat hätte dargestellt werden können.
So konnten und können in der Schriftenreihe, welche mittlerweile mehr als 137 Bände umfasst, eingehendere Untersuchungen mit ihren für spätere Forschungen oft sehr wichtigen Grundlagen und Einzelergebnissen mitgeteilt werden. Der Schriftenaustausch mit dem Ausland umfasst Forschungs-institute auf allen Kontinenten, Afrika, Amerika, Asien, Australien und Europa, überall, wo im Bereich Forstwissenschaft geforscht und gelehrt wird.

Die Nachfolge von Albrecht Gruber trat nach seinem Tod 1973 dessen Neffe, Helmut A. Baetz an, der nach seiner Ausbildung zum Verlagsbuchhändler und einem Praktikum im Ausland, schon seit vielen Jahren in der Geschäftsleitung des Betriebes tätig war. Das Verlagsprogramm stand nun fest auf den drei Säulen Forstgenetik, Forstwissenschaft und Klassische Philologie.
Besonders der Bereich "Forstwissenschaft" wurde tatkräftig ausgebaut, wobei die zunehmende Spezialisierung einzelner Teile der Forstwissenschaft sich auch in der seit 1993 im J.D. Sauer-länder‘s Verlag erscheinenden, in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen entstandenen, Schriftenreihe spiegelt, den SCHRIFTEN ZUR FORSTÖKONOMIE. Diese Reihe trägt teils mit englischsprachigen, teils mit deutschen Texten dem neuesten Stand wissenschaftlicher Forschungs-arbeit Rechnung. Die bisher veröffentlichten 25 Bände befassen sich beispielsweise mit monetären Bewertungen landeskultureller Leistungen, dem Erholungswert des Waldes, Hochwasserschutz-leistungen von Wäldern oder den Perspektiven forstökonomischer Forschung.
Im J.D. Sauerländer‘s Verlag erscheinen auch , teilweise schon in vierter Auflage, Standardwerke der forstwissenschaftliche Lehre wie zum Beispiel der "Leitfaden zur Waldmesslehre" der beiden Autoren Kramer/Akça sowie die "Ertragstafeln wichtiger Baumarten" von Schober.
Nach 30 Jahren verlegerischen Schaffens übergab H.A. Baetz den Verlag 2003 an seine Nichte, Stephanie J. Aulbach, welche nach ihrem Diplom in Germanistik mit dem Schwerpunkt Literaturvermittlung und einem zweijährigen Praktikum bei einem Münchner Verlag 1999 in die Firma eintrat und somit alle Möglichkeiten hatte, sich gründlich in die Verlagsarbeit einzuarbeiten. Das bestehende Programm soll nun gepflegt und weiter ausgebaut werden, um dem traditionsreichen Verlag ein gesundes Weiterbestehen zu sichern, falls möglich, für weitere 400 Jahre!