04 – Meyer


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Create Date 31. July 2016
Last Updated 31. July 2016
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Die gesundheitsfördernden Wirkungen von Begegnungen mit der Natur im Allgemeinen werden seit Jahrzehnten erforscht. Erst seit ein paar Jahren liegt dabei, insbesondere im asiatischen Raum, der Fokus auf Untersuchungen zum Wald als Gesundheitsressource, welche bereits Hinweise auf das stressreduzierende Potential asiatischer Wälder lieferten. Das Ziel dieser Pilotstudie bestand darin, die Wirkung eines deutschen Mischwaldes auf das physische und psychische Wohl - befinden, insbesondere seine stressreduzierenden Effekte, zu ermitteln. Daher absolvierten 18 männliche Probanden im Sommer 2015 je einen 20-minütigen Waldund Stadtspaziergang in Göttingen (Abb. 1), bei welchen die Herzfrequenzvariabilität (HRV) und die elektrodermale Aktivität (EDA) gemessen wurden. Dabei wurden die HF-Werte der HRV als Ausdruck der parasympathischen und der Quotient aus LF/HF als Ausdruck der sympathischen Aktivität ermittelt und interpretiert. Im Rahmen der Untersuchungen zur EDA wurde die Anzahl der Hautleitfähigkeitsreaktionen aufgenommen. Zur Erfassung der Veränderung des mentalen Wohlbefindens wurden die Gemütszustände jeweils vor und nach den beiden Spaziergängen mit Hilfe eines psychologischen Tests (POMS) bestimmt. Unter Berücksichtigung altersspezifischer Unterschiede bei der Auswertung der HRV-Parameter erfolgte eine Differenzierung bei den Probanden zwischen den Kollektiven (Studierende und Andere) (Tab. 1).
Die Auswertung der POMS-Parameter zeigte signifikant schlechtere Ausgangswerte der Probanden auf allen POMS-Subskalen (Niedergeschlagenheit, Müdigkeit, Tatendrang und Missmut) vor den Stadtspaziergängen im Vergleich zu denen des Waldes. Zudem konnte eine signifikante Verringerung der empfundenen Niedergeschlagenheit und des empfundenen Missmutes nach dem Waldspaziergang ermittelt werden (Abb. 2). Im Rahmen der HRV-Analyse Parameter konnte für die Gruppe Studierende festgestellt werden, dass die parasympathische Aktivität einerseits zum Ende des Waldspaziergangs größer war als zu Beginn und dass sie andererseits während des Waldspaziergangs zu jedem Zeitpunkt größer war als während des Stadtspaziergangs. Darüber hinaus gab es in einzelnen Minuten signifikante Unterschiede zwischen den Werten im Wald und in der Stadt (Abb. 3). Die sympathische Aktivität wies nur in einer Minute einen signifikanten Unterschied zwischen den Werten im Wald und in der Stadt auf (Abb. 4). Die Probanden verzeichneten während des Waldspaziergangs größtenteils geringere, z.T. auch signifikant geringere EDA-Werte als während des Stadtspaziergangs (Abb. 5). Sowohl die Ergebnisse aus den mentalen als auch aus den körperlichen Messungen weisen auf die stressreduzierende Wirkung des Aufenthaltes im deutschen Mischwald hin. Dies wird insbesondere im Vergleich zu den Spaziergängen im Innenstadt - bereich deutlich, deren Werte sich teilweise signifikant voneinander unterscheiden. Weiterhin fällt auf, dass die zum Vergleich herangezogenen Ergebnisse der japanischen Studien sehr ähnlich sind, was darauf hindeutet, dass es keine kulturellen Unterschiede hinsichtlich der erholungsfördernden Wirkung des Waldes in Japan und Deutschland zu geben scheint. Als Konsequenz geringer Probandenzahlen, unklarer geschlechtsspezifischer oder auch waldbaulicher Auswirkungen auf die gesundheitsfördernden Effekte von Waldaufenthalten besteht jedoch weiterer Forschungsbedarf.

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