02 – Gerner


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Create Date 3. July 2016
Last Updated 27. July 2016
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Bei der Einrichtung und dem Management von (Groß-) Schutzgebieten kommt es häufig zu Konflikten zwischen beteiligten Akteuren (z.B. RAO et al., 2003; MÉNDEZCONTRERAS et al., 2008). Die hier vorgestellte Studie beschäftigt sich mit der Einrichtung des Biosphären - gebiets (BG) Schwäbische Alb (siehe Abbildung 1). Die Fallstudie ist ein Beispiel für erfolgreiches Konflikt - management, das zu einem Großschutzgebiet führte, das auch vor Ort positiv bewertet wird (SCHIEBER, 2009). Grundlage der Analyse waren zwölf leitfadengestützte Interviews, die mit Vertretern der für die Einrichtung zuständigen sowie anderweitig beteiligten behördlichen und außerbehördlichen Akteure geführt wurden (siehe Tabelle 1). Eine Strukturierung der Gespräche entstand durch eine Zweiteilung des Entstehungsprozesses in die Phase „Entstehung der politischen Idee“ und die sich anschließende Phase „Umsetzungsprozess“. Die Analyse der ersten Phase fand auf der Grundlage theoretischer Überlegungen aus dem Multiple Streams Framework statt, die der zweiten orientierte sich an netzwerktheoretischen Überlegungen.
Die Idee zur Einrichtung eines Großschutzgebietes entstand, weil ein Truppenübungsplatz konvertiert und sich dadurch die Frage stellte, auf welche Weise mit der Fläche umgegangen werden sollte. Die von mehreren Akteuren vorgeschlagene Lösung, ein Biosphärenreservat einzurichten, wurde sowohl von landes-, wie auch regionalpolitischer Seite und den Anrainergemeinden des Platzes begrüßt. Die Analyse des Umsetzungsprozesses ergab, dass die Befragten folgenden Faktoren einen besonders großen Einfluss auf die erfolgreiche Ein - richtung des BGs zusprachen: Unterstützung auf verschiedenen politischen Ebenen, Prozessdesign und -management sowie der Schutzgebietstyp selbst, der Win-Win-Situationen für die meisten der Akteure eröffnete. Auch die naturräumlichen Begebenheiten auf der Schwäbischen Alb wurden als fördernder Faktor angesehen, da sie beispielsweise eine Art der Landwirtschaft fördern, die mit den Zielen eines Biosphärenreservats vereinbar ist. Vor allem aber waren es die Akteure selbst, ihre Einstellungen, ihr Engagement und ihr Pragmatismus, die eine entscheidende Rolle spielten. Netzwerke zwischen den Akteuren, die in Teilen durch Regionalentwicklungsprojekte bereits bestanden, sich in Teilen im Verlauf des Umsetzungsprozesses entwickelten, förderten eine kontinuierliche Kommunikation und gegenseitiges Vertrauen, so dass auch strittige Themen sachlich diskutiert werden konnten.
Das Fallbeispiel des BGs Schwäbische Alb verdeutlicht, dass es weniger wichtig scheint, einen vorgefertigten Ablaufplan für die Einrichtungsprozesse von Großschutzgebieten zu besitzen, die Schritt für Schritt abgearbeitet werden. Vielmehr war es entscheidend, dass die verantwortlichen Akteure in der Lage waren, flexibel auf die Bedürfnisse vor Ort einzugehen. Eine kontinuierliche Kommunikation und der Aufbau von Netzwerken und Vertrauen zwischen den beteiligten Akteuren stellten dabei einen zentralen Erfolgsfaktor für die Einrichtung des Biosphärengebiets und die positive Bewertung des Prozesses durch die beteiligten Akteure dar.

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