01 – Gailing


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Create Date 12. July 2017
Last Updated 12. July 2017
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In Deutschland wurden vor allem im Münsterland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts slawonische Stieleichen (Quercus robur L.) angebaut, die sich besonders durch ihren späten Austrieb, aber auch durch ihre Geradschaftigkeit und einen stärkeren Höhenwuchs auszeichnen. Der Ursprung des Materials liegt vermutlich in der Save- Niederung zwischen Zagreb und Belgrad. In der vorliegenden Arbeit wurden 12 nach dem Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG) zugelassene Stieleichenbestände im Münsterland mit Hilfe von Chloroplasten-DNA Markern untersucht. Darunter war ein einheimischer Bestand und 11 Bestände der slawonischen Späteiche, die wie durch historische Dokumente belegt, Ende des 19. Jahrhunderts im Münsterland begründet wurden. Mit Hilfe von PCR-RFLPs spezifischer Chloroplastenregionen (cpPCR-RFLP) und Chloroplastenmikrosatelliten (cpSSRs) konnten insgesamt fünf genetische Varianten (Haplotypen) unterschieden werden, von denen vier ihren Verbreitungsschwerpunkt auf dem Balkan haben (Haplotypen 2, 5, 7–26, 17). Ein weiterer Haplotyp (Haplotyp 1) hat ein Verbreitungszentrum in Mitteleuropa, stammt vermutlich aus Italien und kommt nicht auf dem Balkan vor. Haplotyp 1 wurde bei allen Proben des einheimischen Bestandes gefunden, kam aber auch in geringen Häufigkeiten in vier der elf untersuchten Bestände der slawonischen Späteiche vor. Da die untersuchten Chloroplasten- DNA Marker eine geringe oder keine Variation innerhalb der untersuchten Bestandesstichprobe zeigten, und da unterschiedliche Haplotypen in den einzelnen Beständen vorherrschend waren (Haplotypen 2, 5 und 17 für die slawonischen Bestände, Haplotyp 1 für den einheimischen Bestand), sind diese Marker besonders geeignet zur Charakterisierung und Unterscheidung der slawonischen Stieleichenbestände, und zur Erkennung der Erntebestände von forstlichem Vermehrungsgut. Die Beobachtung von Haplotypen, die nicht im Münsterland verbreitet sind aber einen Verbreitungsschwerpunkt in Kroatien haben, stützt die Vermutung, dass der geografische Urpsrung der Münsterländer Stieleichenbestände im Tiefland zwischen den Flüssen Save und Drau lag.

Zusätzlich zu den cpPCR-RFLPs werden fünf informative Chloroplastenmikrosatelliten beschrieben. Schon mit einem Marker (ucd4) ist es möglich zwischen einheimischen und slawonischen Haplotypen zu unterscheiden. Die Anwendung der Chloroplastenmikrosatelliten ermöglicht es, Pflanzenproben schneller und kostengünstiger hinsichtlich ihrer Chloroplastenhaplotypen zu charakterisieren. Um eine Erkennung der Erntebestände von Vermehrungsgut zu optimieren, beabsichtigen wir, in weiteren Untersuchungen alle zur Beerntung nach dem FoVG zugelassenen Bestände der slawonischen Stieleiche in Nordrhein-Westfalen hinsichtlich ihrer Chloroplastenhaplotypen zu charakterisieren.

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