J. D. Sauerländer's Verlag: (02) Pretzsch
   

Einleitung

Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, wie der Zuwachs in Waldbeständen zwischen den Bäumen verteilt wird und wie der Verteilungsmodus von den Standortbedingungen abhängt. Die Konkurrenz benachbarter Pflanzen um Ressourcen und auch die Zuwachsaufteilung zwischen ihnen liegt nach SCHWINNING und WEINER (1998) in dem Kontinuum zwischen völlig symmetrisch (alle Pflanzen erhalten die gleiche Menge an Ressourcen und bilden den gleichen Zuwachs, unabhängig von ihrer Größe) und völlig größen-asymmetrisch (die größenüberlegenen Pflanzen erhalten alle Ressourcen und aller Zuwachs konzentriert sich auf sie). Größen-asymmetrische Konkurrenz bedeutet, dass größere Individuen einen überproportionalen Anteil an Ressourcen und Zuwachs erhalten. Eine solche Art der Konkurrenz kann auf reichen Standorten erwartet werden, auf denen das Licht der limitierende Faktor ist und größere Bäume ihren besseren Zugang zum Licht nutzbar machen können weil Wasser und Nährstoffe ausreichend zur Verfügung stehen (CANNELL and GRACE, 1993; WEINER and THOMAS, 1986). Größen-symmetrische Konkurrenz um Ressourcen und Zuwachsverteilung bedeutet, dass die Ressourcenaufnahme und der Zuwachs von Konkurrenten proportional zu deren Größe ist. Diese Art von Konkurrenz herrscht nach Untersuchungen in krautigen Pflanzenbeständen bei Limitierung durch bodengebundene Ressourcen wie Wasser und mineralische Nährstoffe vor. Denn bodengebundene Ressourcen sind sehr mobil, diffundieren schnell und können kaum durch größere Bäume im Voraus genutzt werden, wie das für Licht zutrifft (KUIJK et al., 2008; SCHWINNING und WEINER, 1998). Eine Reihe von Untersuchungen lässt vermuten, dass die Art der Konkurrenz (asymmetrisch/symmetrisch) sich entlang ökologischer Gradienten ändert (HARA, 1993), dass sie sich mit fortschreitender Bestandesentwicklung ändert (THOMAS and WEINER, 1989; WEINER and THOMAS, 1986), und dass sie auch bei wechselnden Wuchsbedingungen von Jahr zu Jahr unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Letzteren Zusammenhang weist WICHMANN (2001) in dänischen Sitkafichten-Beständen nach. Dort ändert sich der Modus von größen-asymmetrischer Konkurrenz in niederschlagsreichen Jahren, wenn primär Licht der limitierende Faktor ist, zu größen-symmetrischer Konkurrenz in trockenen Jahren, wenn in erster Linie die bodengebundenen Ressourcen limitierend sind.

 

Die Art der Konkurrenz resultiert aus dem Verhältnis der Ressourcenausbeutung (Wasser, Licht, Nährstoffe) von Bestandesgliedern unterschiedlicher Größe. Die Ressourcenverteilung ist direkt messtechnisch aber nur schwer zugänglich. Deshalb wird sie meistens indirekt aus der Zuwachsverteilung zwischen den Individuenabgeleitet. Es wird also der Zusammenhang zwischen Größe und Zuwachs analysiert (vgl. Abb. 1) und aus der Ausprägung dieses Zusammenhanges (Lage, Steilheit, Linearität oder Nichtlinearität der Größen-Zuwachs-Beziehung) auf die ansonsten schwer zugängliche Art der Ressourcenverteilung geschlossen.

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